Ein gutes Arbeitsklima ist für unser Wohlempfinden entscheidend – schließlich verbringen wir viel Zeit an unserem Arbeitsplatz. Leider kommt es oft auf Grund von unklarer Kommunikation, schlechter Organisation oder unklarer Strukturen unter den Kollegen zu Missverständnissen und ungelösten Konflikten. Der Unmut über die Arbeitssituation wird dann nicht selten an einzelnen Mitarbeitern ausgelassen: Etwa 3% der Beschäftigten werden an ihrem Arbeitsplatz gemobbt – das heißt, sie werden systematisch über einen längeren Zeitraum schikaniert, benachteiligt oder ausgegrenzt.
Mobbing kann sich auf der Arbeitsebene darin äußern, dass den betroffenen Personen sinnlose Tätigkeiten aufgetragen, Arbeitsergebnisse unterschlagen oder manipuliert und arbeitsrelevante Informationen vorenthalten werden. Auch unsachliche Kritik und das Anzweifeln der Fähigkeiten eines Mitarbeiters können Mobbing sein. Auf sozialer Ebene werden gemobbte Personen oft isoliert, indem sie wie Luft behandelt werden und in ihrer Gegenwart demonstrativ geschwiegen wird. Häufig werden sie auch beleidigt oder Gerüchte über sie in Umlauf gebracht.
Neben Neid, Frust und Antipathie ist auch die Angst um den Verlust des Arbeitsplatzes ein Motiv für Mobbing. In der sich immer schneller verändernden Arbeitswelt und im Hinblick auf die hohe Arbeitslosenquote, fühlen sich viele überfordert und empfinden jeden Konflikt am Arbeitsplatz als ernste Bedrohung und als Angriff auf die eigene Person. Eine konstruktive Konfliktlösung ist unter solchen Umständen kaum möglich. Konflikte bleiben daher oft ungelöst und gären vor sich hin, bis sie irgendwann verstärkt ausbrechen. Ein Kollege wird so etwa zunächst als lästiger Konkurrent und später als Gegner empfunden, den es zu bekämpfen gilt.
Wer keine fachliche und soziale Anerkennung bei der Arbeit erfährt, dafür aber ständig unsachliche Kritik und persönliche Kränkungen erlebt, wird ängstlich oder aggressiv, nervös, antriebsschwach und dadurch auch weniger leistungsfähig. Anfänglich auftretende stressbedingte Symptome wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Niedergeschlagenheit können in ernsthafte und chronisch verlaufende Krankheiten übergehen (unter anderem Depressionen, Erkrankungen des Magen- und Darmbereichs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen).
Werde aktiv!
Hier ein paar Tipps, was du bei Mobbing tun kannst - für dich und ein besseres Arbeitsklima:
- Wehr dich!
Lass auch kleine Sticheleien nicht einfach kommentarlos über dich ergehen, damit nicht der Eindruck entsteht, mit dir "könne man das ja machen". Frage dein Gegenüber zum Beispiel, was er oder sie mit dieser Bemerkung ausdrücken oder bezwecken will – das wird ihn/sie vermutlich ganz schön aus dem "Konzept" bringen. Stelle gegebenenfalls Missverständnisse klar, die zu dieser Bemerkung geführt haben.
Mobbe jedoch nicht zurück, damit würdest du die Fronten nur verhärten und erschwerst eine Lösung des Konflikts.
- Such das Gespräch.
Versuche frühzeitig mit Personen, die dich mobben ein klärendes Gespräch zu führen. So können eventuell unbewältigte Konflikte angegangen und das Fortschreiten des Mobbings vielleicht aufgehalten werden.
Schilder deinem Gegenüber auch, wie du dich durch das ständige Mobbing fühlst (z.B. dass du schlecht schläfst oder Magenschmerzen hast) - unter Umständen ist deinem "Mobber" gar nicht bewusst, welche Folgen sein Verhalten hat. Bleib dabei aber sachlich, ohne dein Gegenüber anzuklagen oder um Mitleid zu heischen. Ein Beispiel: Die Aussage "Ich kann die letzten Wochen nicht mehr richtig schlafen." anstatt: "Sie sind schuld daran, dass ich nicht mehr schlafen kann!" wird von deinem Gegenüber als sachliche Feststellung eher ernst genommen als ein Angriff.
- Mach das Mobbing offensichtlich.
Teile dich Familie, Freunden und Kollegen mit und erklär ihnen deine Situation. Vielleicht gewinnst du so einige Kollegen als "Verbündete". Im Falle eines Arbeitsgerichtsprozesses könnten diese dann ggf. auch als Zeugen für dich auftreten. Auch Aufzeichnungen darüber, wer dich wann und wie gemobbt hat, sind für diesen Fall sehr hilfreich.
- Nimm Hilfe in Anspruch.
Wenn du gemobbt wirst, kannst du dir bei (Betriebs-)Ärzten, Rechtsanwälten, Psychologen, Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen oder Gewerkschaften Unterstützung holen.
In deinem Betrieb solltest du deinen Vorgesetzten über das Mobbing informieren. Ist dieser der "Mobber", solltest du dich an die Geschäftsführung bzw. Personalleitung wenden. Unterstützung kannst du dir dabei vom Betriebs- bzw. Personalrat holen.
Lass dich nicht gleich beim ersten Mal abwimmeln, sondern geh so oft hin, bis dein Anliegen ernst genommen wird. Nimm, wenn nötig, einen neutralen Beobachter (Zeugen) hinzu.
Ist der Betriebs- bzw. Personalrat erst einmal eingeschaltet, kann dieser Schritt nicht wieder rückgängig gemacht werden und die Beschwerde muss mit allen Konsequenzen durchgestanden werden.
- Erhalte deine Lebenslust.
Sorge für ausreichend Erholung, um von der Arbeitssituation abzuschalten. Beschäftige dich in deiner freien Zeit mit Dingen, die dir gut tun und die du gerne machst: Vielleicht ein schönes Buch lesen, mit Freunden kochen oder gemeinsam ins Kino gehen. du kannst auch aktiv entspannen: zum Beispiel durch Joggen oder Nordic Walking, oder mit Entspannungsmethoden wie Autogenem Training oder Progressiver Muskelentspannung (die Übungen lassen sich auch gut im Büro durchführen).
Nimm dir Zeit für regelmäßige Bewegung, Freunde und Familie und ungestörte Momente mit deinem Partner - denn dies sind wichtige Energiequellen, die dir wieder Kraft für den Alltag geben!
- Nimm das Mobbing nicht persönlich.
In den meisten Fällen hat das Mobbing nichts mit dir als Mensch zu tun, sondern eher mit der Position, die in Ihrem Job besetzen. Vielleicht bist du auch nur leichter angreifbar, da du etwa weniger selbstbewusst auftrittst oder nicht so viel Kontakt zu den Kollegen hast. Mobbing kann sich zu einem Selbstläufer entwickeln, so dass selbst den Mobbenden irgendwann nicht mehr klar ist, was der Anlass für ihr Verhalten war.
Lassen dir vor allem nicht einreden, du hättest es nicht anders verdient. Deine Freunde und Familie schätzen dich schließlich dafür, dass du bist, wie du bist.
Sollte die Situation schon so eingefahren sein, dass sich auch mit den genannten Vorschlägen keine Besserung erreichen lässt, ist ein Neuanfang durch einen Arbeitsplatzwechsel oft die einzige Alternative.
Ansonsten können Gespräche mit deinen "Mobbern" helfen, eventuelle Missverständnisse aufzuklären und Konflikte zu lösen und so das Mobbing zu beenden.
Such außerdem Kontakt zu den Kollegen, die sich nicht am Mobbing beteiligen und schaffe dir so "Verbündete". Dadurch wirst du weniger angreifbar und bist auch besser integriert. Der Mensch hegt leider oft Vorurteile gegenüber dem, was er nicht kennt. Versteck dich also nicht hinter deinem Schreibtisch, sondern gib deinen Kollegen die Möglichkeit, dich kennenzulernen. Geh zum Beispiel gemeinsam in die Mittagspause oder schließ dich auch mal der gemütlichen Feierabend-Runde an. Du wirst vielleicht nicht unbedingt Freunde fürs Leben finden, aber bereits der eine oder andere freundliche Wortwechsel, der sich daraus vielleicht ergibt, kann den Arbeitsalltag deutlich aufheitern.