Eine Depression ist im Kindesalter besonders tückisch, weil sie die Entwicklung eines Heranwachsenden stark beeinträchtigen kann, wenn sie nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird. Studien haben gezeigt, dass Kinder mit unbehandelter Depression häufiger zu Alkohol und Drogen greifen und im Erwachsenenalter meist erneut depressiv werden.
Ursachenforschung
Die Ursachen einer Depression können bei Kindern genauso unterschiedlich sein wie bei Erwachsenen. Erwiesen ist, dass Vererbung eine wichtige Rolle spielt. Das heißt, wenn ein Elternteil depressiv ist, ist es wahrscheinlicher, dass das Kind ebenfalls erkrankt. Genauso ist aber auch die Umwelt mitverantwortlich für das Entstehen der Krankheit. Die Auslöser reichen von Scheidung, Mobbing und Einsamkeit bis hin zu Todesfällen in der Familie oder körperlichem und psychischem Missbrauch. Aber auch schulische Überforderung sowie der ständig wachsende Erwartungsdruck auf junge Menschen oder eine organische Erkrankung können ursächlich sein. Hier einen einzigen Schuldigen zu suchen, ist daher müßig und führt meist nicht weiter. Fest steht aber, dass in Deutschland 20 Prozent der Kinder psychisch auffällig sind und dass Selbstmord die zweithäufigste Todesursache bei Jugendlichen ist.
Eine schwierige Diagnose
Das Erkennen einer Depression ist für Eltern und Ärzte jedoch nicht leicht. Zum einen, weil Kinderdepressionen in der Gesellschaft noch wenig bekannt sind, zum anderen weil sich die Symptome im Kindesalter anders zeigen können. So klagen depressive Kinder oft über körperliche Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen, Übelkeit und Schlafstörungen. Jungen neigen außerdem dazu, ihre Depression hinter aggressivem Verhalten zu verstecken. Mädchen zeigen eher die klassischen Symptome. Sie ziehen sich von der Welt zurück, wirken traurig und energielos, haben keine Lust mehr an früheren Hobbies. Auch der Leistungsabfall in der Schule kann ein Anzeichen einer Depression sein. Das ist meist erst der Punkt, der Eltern und Lehrer wachrüttelt. Denn vorher fallen depressive Kinder schlicht oft nicht auf, weil sie eher leise sind und nicht stören.
Bei Verdacht auf Depression sollten Eltern unbedingt einen Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie oder einen spezialisierten Psychotherapeuten zu Rate ziehen. Bei einer bipolaren Störung beispielsweise ist es für Laien sonst unmöglich zu unterscheiden, ob das Kind einfach launisch ist oder eben manisch depressiv, das heißt zwischen Phasen der Niedergeschlagenheit und der extremen Fröhlichkeit pendelt. Depressionen treten außerdem oft in Kombination mit anderen Störungen wie Angst- oder Essstörungen auf. Als Faustregel gilt: Wenn das Kind ohne aktuellen Anlass über einen längeren Zeitraum immer wieder depressive Anzeichen zeigt, besteht der Verdacht auf eine Depression.
Der Weg der Heilung
Ist eine Depression erst einmal erkannt, sind die Erfolgsaussichten einer Behandlung gut, wenn auch eine komplette Heilung meist nicht möglich ist. Ähnlich wie bei Erwachsenen gibt es je nach Schweregrad der Depression verschiedene Arten der Therapie. Bei leichten Depressionen können manchmal schon wenige Psychotherapie-Sitzungen helfen. Bei mittlerer und schwerer Depression ist eventuell ein stationärer Klinikaufenthalt ratsam. Medikamente können auch bei Kindern sinnvoll sein, zum Beispiel begleitend zu einer Verhaltenstherapie. Keine Angst: Antidepressiva sind nicht charakterverändernd und machen nicht abhängig, wie oft noch geglaubt wird. Entscheidend ist, einen erfahrenen und auf Kinder spezialisierten Arzt oder Therapeuten zu finden, der mit kindlichen Schamgefühlen und Verleugnungstendenzen umzugehen weiß.
Zuhören ist das A und O
Aber auch die Eltern selbst können bei ihrem Sprössling schon viel bewegen. Ein depressives Kind braucht viel Liebe und häufige positive Bestärkung. Die Eltern sollten ihm Hoffnung geben und Erfolge aufzeigen. Auch Bewegung an der frischen Luft und viel Sonnenlicht können schon einiges bewirken. Bewährt hat sich, mit dem Kind gezielt Aktivitäten zu unternehmen, die ihm früher Spaß gemacht haben. Hier sind Geduld und Ausdauer von Nöten bis sich ein erster Erfolg einstellt. Gemeinsame Rituale wie Spieleabende oder zusammen essen sind ebenso hilfreich, um dem Kind Geborgenheit und Struktur zu geben. Ganz wichtig ist auch, immer ein offenes Ohr zu haben. Dabei ist entscheidend, dass das Gespräch verständnisvoll und nicht ermahnend ist. Du solltest deine Ansichten und Sorgen deinem Kind gegenüber äußern und Hilfe anbieten, dich aber nicht aufdrängen. Suizidale Äußerungen sollten Eltern immer ernst nehmen! Ein vertrautes Gespräch mit dem Kind kann schon vieles klären, sollte aber akuter Grund zur Sorge bestehen, können sich Eltern an den Sozialpsychiatrischen Dienst wenden.
Eltern depressiver Kinder sollten aber auch darauf achten, ihr Kind nicht zu sehr in Watte zu packen. Sie sollten ihm kleine Aufgaben zumuten, damit sein Selbstvertrauen wachsen kann, denn depressive Kinder nehmen sich meist nicht als krank wahr, sondern als Versager.
Grundsätzlich gilt: Die besten Schutzfaktoren gegen Depression sind stabile familiäre Beziehungen und ein gesundes Selbstbewusstsein. Wenn ein Kind aber einmal in einer Depression steckt, hilft nur eine Therapie, um ihm langfristig zu helfen.