Fleisch ist ein Kulturgut. Über Jahrtausende war es der Inbegriff von gutem Essen und einer anständigen Mahlzeit – alles andere nur „Beilage“. Die meisten Menschen mögen den würzigen Umami-Geschmack und zelebrieren ihn oft und gern: beim Grillen, beim Festtagsbraten, unterwegs am Bratwurst- oder Dönerstand. Genau da liegt jedoch das Problem: Wir essen viel zu viel. Masse statt Qualität. Das ist nicht nur ungesund, sondern ein klimatisches und ethisches Desaster.
Hauptsache billig?
Bäuerliche Betriebe stehen unter starkem Druck, so kostengünstig wie möglich zu produzieren – oft auf Kosten einer artgerechten Haltung und der Qualität. Auch wenn es in Deutschland gesetzliche Mindeststandards bei der Tierhaltung gibt, liegt die Betonung auf „Mindest“. Viele Menschen glauben den Bildern von glücklichen Kühen auf saftigen Weiden. Was in Mastbetrieben und Schlachthöfen passiert, hat damit wenig zu tun.
Ein anderer Umgang mit Fleisch
Ein Ausweg wäre: weniger Masse, mehr Qualität. Weg vom „mehrmals täglich“, hin zum Sonntagsbraten. Wer weniger konsumiert, dafür aber auf Qualität achtet, zum Beispiel regionales oder Bio-Fleisch wählt, isst besser, lebt gesünder und schützt ganz nebenbei den Regenwald. Klar ist aber auch: Fleisch aus artgerechter Haltung ist nicht zu Tiefstpreisen zu haben. Wer weniger isst, gleicht das aus.
Wie erkenne ich Qualität?
Neben grundsätzlichen Kriterien wie Frische ist vor allem die Haltung der Tiere für die Fleischqualität ausschlaggebend. Wurde das Tier artgerecht aufgezogen, gut ernährt, hatte es genug Auslauf und eine ausreichende Mastzeit, schmeckt auch das Fleisch besser.
Wer auf Qualität Wert legt, kann sich an einigen Grundsätzen orientieren. Auch Tierwohlsiegel oder Haltungskennzeichnungen versprechen Orientierung.
- Bio
Bei Biofleisch kannst du sicher davon ausgehen, dass es aus artgerechter Produktion stammt – inklusive Auslauf oder Weidegang. Es gibt jedoch Unterschiede bei den Biozeichen. Das allgemeine EU-Siegel ist weniger streng als spezielle Siegel von deutschen Bio-Anbauverbänden wie Demeter oder Bioland.
- Haltungsform
Seit April 2019 bieten mehrere Supermarktketten eine Haltungskennzeichnung für Fleisch an. Sie unterscheidet vier verschiedene Haltungsformen. Die oberste Stufe entspricht in etwa dem EU-Bio-Siegel.
- Regional
Auf vielen Verpackungen gibt es Etiketten, die für Regionalität bürgen, z. B. das blaue Regionalfenster. Metzgereien, Wochenmärkte, Bioläden und Bio-Supermärkte bieten oft (Bio-)Fleisch aus regionaler Erzeugung an – im Zweifelsfall kann man einfach nachfragen.
- Tierwohlkennzeichen
Geplant und in Kürze erwartet wird ein neues staatliches Tierwohlkennzeichen in drei Stufen. Es gilt zunächst nur für Schweine, später soll es zum Beispiel auf Geflügel ausgeweitet werden.